23.01.2020
In der aktuellen Januar Ausgabe der Zeitschrift Clinical Pharmacology and Therapeutics wurde ein interessanter Artikel über Pharmakovigilanz im Jahr 2030 veröffentlicht (https://ascpt.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/cpt.1689). Autoren des Artikels sind Peter Arlett und Guido Rasi von der European Medicines Agency (EMA), sowie Sabine Strauss vom Medicines Evaluation Board (MEB). Die Autoren diskutieren hierin zukünftige Veränderungen in der Pharmakovigilanz auf Basis aktueller und erwarteter technischen Entwicklungen und treffen drei Voraussagen für die Pharmakovigilanz des Jahres 2030:
- Die Sammlung und Meldung von Nebenwirkungsmeldungen wird “smarter” sein. So werden nach Ansicht der Autoren ICSRs weiterhin eine wichtige Quelle zur Gewinnung neuer Erkenntnisse bleiben (neben elektronischen Patientenakten). Die Meldungen werden aber verstärkt über neue Technologien wie e-Health-Apps erhalten werden. Besondere Anforderungen stellen hier insbesondere die Bereiche Datenqualität und Signalerkennung.
- Die Messung der Marktleistung von Arzneimitteln wird Entscheidungsträger und Anwender von Arzneimitteln informieren. Die Autoren gehen davon aus, dass traditionelle Barrieren zunehmend abnehmen werden und die Analyse von Real World Data die Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit eines Arzneimittels durch Behörden, Pharmaunternehmen und Kostenträger im Gesundheitswesen ergänzen werden. So erwarten sie bei neuen Medikamenten gar eine Überwachung auf dem Markt nahezu in Echtzeit.
- Ein stärkeres Engagement von Patienten und Angehörigen der Gesundheitsberufe wird die Bedeutung der Pharmakovigilanz erhöhen. Dieses ist getriggert durch die zunehmende Verwendung des Internets durch Patienten, aber auch Heilberufler. Regulierungsbehörden werden daher zukünftig Patienten und Angehörige der Gesundheitsberufe viel intensiver einbeziehen. Außerdem stellen sich die Autoren elektronische Produktinformationen vor, die in nahezu Echtzeit aktualisiert werden, Entscheidungsunterstützungssysteme für die Verschreibung, Abgabe oder den Gebrauch von Arzneimitteln, sowie die Förderung engerer Beziehungen zwischen Regulierungsbehörden und Patienten und Berufsverbänden im Gesundheitswesen.
Der Artikel präsentiert einige realistische Entwicklungsmöglichkeiten und es wird spannend sein zu verfolgen ob diese Vorhersagen zutreffen werden.
Arlett P, Straus S, Rasi G. Pharmacovigilance 2030: Invited Commentary for the January 2020 „Futures“ Edition of Clinical Pharmacology and Therapeutics. Clin Pharmacol Ther. 2020 Jan;107(1):89-91. PMID: 31758540