Sie können das Wort „Corona“ wahrscheinlich schon nicht mehr hören und hatten schon fest damit gerechnet, dass durch die Impfungen und den langen Lockdown das Leben bald wieder zur Normalität zurückkehren kann.
Und dann das: Das PEI (Paul Ehrlich Institut – Deutsche Zulassungsstelle für unter anderem Impfstoffe) spricht sich dafür aus, dass die Impfungen mit dem COVID-19 Impfstoff von AstraZeneca vorrübergehend ausgesetzt werden (PEI Meldung vom 16.03.2021).
Nun kann man sich fragen, wieso sieben Verdachtsfälle (bekannt, aber nicht bestätigt) von thrombotischen Ereignissen auf ca. 1,6 Mio. Impfungen in Deutschland so einen Stopp auslösen können. Schließlich ist genau diese Nebenwirkung auch bei der Anti-Baby-Pille bekannt und sie wird trotzdem verschrieben.
Aus Sichtweise der Arzneimittelsicherheit macht diese Überprüfung allerdings trotzdem Sinn:
- Bei der in diesen Verdachtsfällen aufgetreten thrombotischen Nebenwirkung – eine spezielle Form von schwerwiegenden Hirnvenenthrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen – handelt es sich um eine seltene und schwer behandelbare Nebenwirkung, welche so nicht in der Patienteninformation des Impfstoffes aufgeführt ist.
- Von den sieben betroffenen Personen sind drei Personen verstorben.
- Zusätzlich ist bei dieser Nebenwirkung ein Erwartungswert von einem Verdachtsfall ohne Impfung in der Bevölkerung auszugehen. Gemeldet wurden aber kumulativ bis zum 15.03.2021 sieben Verdachtsfälle.
- In allen Fällen gibt es einen zeitlichen Zusammenhang zur Impfung von 4-16 Tagen.
- Die betroffenen Personen sind in einem Alter von 20 bis 50 Jahren, welcher nicht zu dem Personenkreis gehört, der ein hohes Risiko für einen schweren bis tödlichen COVID-19-Verlauf aufweist
Weitere Details und Handlungsempfehlungen berichtet das PEI auf einer eigenes eingerichteten FAQ-Seite (FAQ Aussetzung Impfung AstraZeneca).
Selbstverständlich wurden zur Beurteilung weitere Expertinnen und Experten hinzugezogen. Da es aber ein erkennbares Muster gibt und ein Zusammenhang mit dem Impfstoff zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden kann, hat das PEI vorsorglich gehandelt und die Impfungen vorübergehend ausgesetzt. Ein Ausschuss für Risikobewertung auf dem Feld der Arzneimittelsicherheit wird nun prüfen, ob mit dem Impfstoff von AstraZeneca weiter geimpft werden darf oder nicht.
Ganz nebenbei wird diese Sorgfalt jetzt nicht nur auf Grund der Corona-Brisanz bei den Impfstoffen angewendet, sondern grundsätzlich und fortwährend bei allen Arzneimitteln. Nur erfährt man es hier nicht unbedingt über die Presse.